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25 Jahre MI in Heidelberg/Heilbronn
Sinn und Unsinn der Medizinischen Informatik
Dresden - Musik - Medizinische Informatik
Bedeutung des Überlochs in der Medizinischen Dokumentation
- GMDS - Die verschlungenen Wege der Jahrestagungen


Claus O. Köhler
Grünlingweg 1
69168 Wiesloch
tel 06222-53720
eMail c.o.koehler@dkfz-heidelberg.de



Dresden - Musik - Medizinische Informatik

 Ein Versuch der Analyse

 Claus O. Köhler

Das Begriffsdreieck Dresden-Musik-Medizinische Informatik steht zur Debatte, ist es nun ein zusammengehö­rendes Dreieck oder ist es nur eine zufällige Aufzählung von Worten?

Wenn man auch die beiden ersten Begriffe vielleicht noch in einen Zusammenhang brin­gen kann, falls man die Arbeiten von Wagner, Strauß etc. als Musik anerkennen will, dann wäre eine solche Verbindung von Dresden und Musik einzusehen, aber wie paßt dort die Medizinische Informatik hinein?

Läßt man zur Verdeutlichung einmal kurz die Mitte des Be­griffstrios Dresden-Musik-Medizinische Informatik weg, dann wird die Verbin­dung Dresden-Medizinische Infor­matik schon wieder et­was klarer, wenn auch in einer sehr widersprüchlichen Relation.

Warum 'widersprüchlich'?

Erstens: Hier wurde eine Jahrestagung der großen 'Mutter' GMDS ausgerichtet, ohne daß es einen juristisch und formal korrek­ten Lehrstuhlinhaber gab - ein absolutes No­vum. Der Freistaat Sachsen hat sich genau eine Woche nach Abschluß der Tagung Zeit gelassen, um diesen Lehrstuhl zu besetzen - daher Frei­staat, er nimmt sich derartige Freiheiten. Dafür haben sie sich einen auswärtigen Berater mit dem schönen Autokenn­zei­chen 'Hansestadt Dresden' angheuert, der das Chaos dann per­fektionierte.

Zweitens: Das Vorurteil, Sachsen und Medizinische Informatik sind unfreundlich, wurde gründlich widerlegt. Wer dabei besser abgeschnitten hat, die Sachsen oder die Medizi­ni­sche Informa­tik, bleibt der zukünftigen Forschung überlassen.

Drittens: Der Satz aus der Biologisch-Medizinischen Informa­tik, daß in Sachsen die hübschen Mädchen auf den Bäumen wachsen, wurde sehr anschaulich widerlegt, die laufen da nämlich so einfach frei rum und sind nicht auf den Bäumen. Auch hierbei muß sicher die zu­künftige For­schung beweisen, daß die Bäume eine so große Menge von hübschen Mädchen einfach nicht mehr tragen kön­nen.

Viertens: In Dresden kann bisher einfach keine Medizinische Informatik gemacht worden sein, weil es nicht einmal einen Urenkel, viel weniger einen Enkel oder gar Sohn des strahlen­den Dreigestirns KRW gibt oder gegeben hat.

Nachdem die beiden noch einigermaßen logisch erscheinenden (wie zu zeigen war - 'er­scheinenden') Begriffspaare abgehan­delt sind, soll nun das restliche Begriffspaar, bevor es an die Analyse des Triplets geht, untersucht werden Musik und Medizinische Infor­matik.

Abgesehen davon, daß manche Redner auf der Jahrestagung in Dresden ihren Fach­kol­legen und auch den 'nur'-Kollegen 'den Marsch geblasen' haben, fällt eine Erklärung der Verbindung nicht leicht. Hier muß man schon in die tiefenpsychologische Fachana­lyse der Medizinische Informatik einsteigen. Für die Musik hat das bereits Wilhelm Busch in ausreichendem Maße getan.

Medizinische Informatik und Musik beginnt wie Mozart mit einem großen 'M', - schon mal nicht so schlecht. Die Medizinische Informatik be­schäftigt sich u.a. mit Schlüsseln und Schlüsselsyste­men, das tut die Musik auch - die beiden Notenschlüssel sind welt­weit ver­breitet und an­er­kannt. Die Medizinische Informatik arbeitet tatsächlich vielfach in ganzen Sätzen, nicht nur in Schlag­wor­ten, auch das ist in der Musik üblich. In der Mu­sik gibt es Dirigenten, in der Medizinische Informatik gibt es Mi­nisterialdirigenten, was natürlich viel mehr ist, als nur Dirigent. Allerdings steht zu be­fürchten, daß im Gegen­satz zum Dirigenten in der Musik der andere Dirigent meist kon­traproduktiv ist.

In der Musik haut oft jemand auf die Pauke, in der Medizinische Informatik ist das eher selten, und wenn dann jemand wirklich einmal auf die Pauke haut, dann ist entweder die Pauke verstimmt, oder die Zuhö­rer empfinden es jedenfalls so. Dieses Bild muß man sich so ganz genüß­lich zu Gemüte führen. Schon Tucholsky hat gesagt: 'Dann sitzt halb Deuzschland auf dem Sofa und nimmt übel.'

Musik, die nicht nur von einer Person gemacht wird, wird als solche nur empfunden, wenn das Zusammenspiel mehrerer Personen als Zusammenspiel empfunden wird. In der Medizinische Informatik .... gibt es kein Zusammenspiel. Und wenn doch, dann nur zur Absicherung des eigenen Areals. Patienten haben in einem derartigen Konzert kein Areal, kein Instrument und auch keine Stimme. Das richtige Instrument für die Patienten in diesem Orchester wäre die Pauke als basso continuum.

Ein Musikorchester hat sehr verschiedene Instrumente und Personen, die diese Instru­men­te spielen und die oft mit ihren In­strumenten charakterlich verglichen werden. Der Streicher gilt als weich und einfühlsam, der Holzbläser als windig (im Englischen heißt ein Bläser-Ensemble auch ein Wind Ensem­ble), der Blechbläser als agressiv, der Trian­gel­spie­ler als faul, der Perkussionist als grob, der Pianist als fleißig. Gibt es Ähnli­ches in der Medizinische Informatik? Ganz bestimmt gibt es auch dort Streicher, Holzbläser, Triangelspieler, Pia­nisten etc. Kleine Pause gefäl­lig, um die Personen leichter zuordnen zu können?

Man sieht, daß die Verbindung Musik zu Medizinische Informatik durch sehr viele Ge­meinsamkeiten und konträren Gegensätzlichkeiten - was ja auch wieder Gemeinsamkei­ten sind - sehr stark ist. Aber paßt das nun wirklich zusammen in das anfangs aufge­spannte Drei­eck, also auch zusammen mit der Stadt Dresden?

Um diese Frage zu beantworten muß man eigentlich einen neuen Lehrstuhl - oder min­destens einen Sonderforschungsbe­reich - gründen. Wo? Natürlich auf Helgoland, um die Unab­hängigkeit der Forschungsstätte von den drei Ecken des Drei­ecks Dresden-Mu­sik-Medizinische Informatik zu gewährleisten. Da ich jetzt ver­mutlich jemand auf Helgo­land in Hinsicht auf die Musik auf die Füße getreten bin, bitte ich diese Person um Ent­schuldi­gung.

Da im Zuge der Haushaltsumgestaltung, weg von der For­schung hin zur Bananen- (nein, nicht -Republik) -Marktordnung, kein Geld mehr für derartige wichtige For­schun­gen vor­handen ist, muß ich also doch in aller Kürze ver­suchen, eine Antwort auf die selbst­gestellte Frage zu finden. Schon Tucholsky hat gesagt: 'Meine Sorgen möcht' ich ha­ben.'

Viele der notwendigen Hypothesen und Postulate lassen sich, natürlich nur vereinfacht in aggegrierter Form (wie sich das für einen Medizinische Informatikler auch gehört), schon aus den oben dargestellten Zweierbeziehungen herstellen. Hier ein Beispiel zum Einden­ken in die Ma­terie: In Dresden wird - mit aller Einschränkung - Musik gemacht und die Medizinische Informatik hat auch kei­nen Dirigenten. (Das Kilo Denksalbe für die arme Landbevölkerung habe ich leider damals bei Fred Warden nicht gekauft - Wie hät­ten Sie's denn gern?.)

Eigentlich sollte man in der ernsten Forschung nicht mit Ka­lauern argumentieren, aber manchmal ist das einfach zu ver­führerisch, die Medizinische Informatik hat das ohne es zu merken fast zur Perfek­tion gebracht. Z.B. Patienten-Informationssysteme sind nicht etwa Informations­systeme für den Patienten, sowie in Hunde­kuchen auch kein Hund ist, und im Brusttee .........

Eine bittere Analogie des Trios Dresden-Musik-Medizinische Informatik zu einem ande­ren Trio kommt hoch: Kleiner Junge - Lebertran - Sparschwein. Der kleine Junge mochte keinen Lebertran, also bekam er für jeden Löffel, den er nahm, einen Groschen. Im­mer wenn das Spar­schwein voll war, wurde es gechlachtet und eine neue Flasche Le­bertran gekauft. Natür­lich ist die Analo­gie zu dem hier als Forschungsprojekt zur Debatte stehenden Trios ganz falsch.

Vor der philsophischen Auswertung hat die Forschung schon immer die Phase der Ana­lyse durch Messen. Wiegen, Zählen gesetzt. Das Triplet 'Dresden - Musik - Medizi­ni­sche Infor­matik' soll also entsprechend physikalisch analysiert werden, bevor eine phi­losophische Deutung geschehen kann.

Die Anzahl der Zeichen wird durch den sehr langen Doppel-Begriff Medizinische In­for­ma­tik in seiner Struktur eigentlich verfälscht, aber trotzdem. 7-5-23 sind aber Primzah­len, das ist mathe­ma­tisch schon be­achtlich. Die nächste Zahl in der Relation der Reihe wäre dann knapp 17, auch wieder eine Primzahl. Und das Wort Stati­stiksoftware hat ge­nau 17 Buchstaben. Aus den beiden folgen­den nächsten Zahlen dieser Reihe, 39-28 (keine Primzahlen mehr, aber durch Primzahlen 13 und 7 teilbar) kann man dann schon ganze Kurzgeschichten schreiben, was man in der Medizinische Informatik ja so oft tut.

Der einzige Buchstabe, der in allen drei Begriffen vorkommt, ist das 'S', S ist der 19. Buchstabe im Alphabet, wieder eine Primzahl. Er kommt in den drei Worten an der 4., 3. und 9 Stelle vor. Diese Stellen im Alphabet ergeben DCI = Dresdner Club der Intelli­genz, das ist weit jenseits von Zufall. Das S ist also nicht von ungefähr der Schicksals­buchstabe unseres Tri­pletts.

Die Buchstabensummen, nach der Stellung im Alphabet erge­ben für Dresden 69, für Musik 53 und für Medizinische Informatik 267 (bei blank = 27). 69 = 3 * 23, hört hört, wieder Primzahlen, 53 ist eine Primzahl, und 267 = 3 * 89, wieder zwei Primzahlen. Das kann alles nicht mehr zufällig sein, da steckt System drin. Dieses System muß un­bedingt erforscht wer­den. Jetzt weiß man endlich, warum Medizinische Informatikler das Fach Systemanalyse hören müs­sen.

Auch die Relationen von Konsonanten zu Vokalen sind äußerst interessant: 5:2; 3:2; 13:9. 5:2 spielte Schalke gegen Dort­mund 1967, 3:2 spielte Dortmund gegen Schalke letzten Samstag (leider) und 13:9 würden beiden gern gegen den an­deren einmal spielen. Die Frage, was das mit Dresden - Musik und Medizinische Informatik zu tun hat ist un­fair, aber ich beant­worte sie trotzdem: Dresden bleibt in der Bundesliga, wenn Schalke gegen Dresden spielt ist Mu­sik drin und die notwendigerweise anfallenden Bänderrisse und Knochen­brüche werden mit Medizinische Informatik wieder ge­heilt.

Nach der quantitativen Analyse nun die qualitative. Zu allen drei Begriffen gehört der Oberbegriff 'System' (bei Dresden und Medizinische Informatik sind vielleicht einige Zweifel angebracht). Ein Durch­schnittsbegriff aus einer anderen Begriffswelt ist 'Schlüs­sel' (Stadt­schlüssel, Notenschlüssel, Diagnosenschlüssel), das ist zum schlie­ßen. Mehr läßt sich daraus aller­dings nicht machen. Ein weiterer Durchschnittsbegriff im Sinne der Mengenlehre ist 'Chaos' - Erklärungen überflüssig.

Wie sehen ggfs hierarchische Beziehungen aus? In Dresden wird Musik gemacht (bitte nicht lachen), in Dresden wird Medizinische Informatik gemacht (bitte nicht lachen). In Dresden wird Musik und Mu­sik gemacht (lachen), in Dresden wird Musik oder Medizi­nische Informatik gemacht - das paßt schon besser, gleichzeitig geht das ja sowieso nicht - oder doch?

Andere hierarchische Relationen: Um nach Dresden zu kom­men, muß man Musik lieben, um nach Dresden zu kommen, muß man Medizinische Informatik lieben (na, na). Um Medizinische Informatik zu machen muß man Dresden und Musik lieben (vielleicht auch oder?). Um Musik zu lieben muß man nach Dresden (brrr), um Medizinische Informatik zu mögen, muß man nach Dresden (hört, hört). Der Beirat der GMDS hätte nie die Jah­restagung nach Dresden vergeben, wenn er gewußt hätte, was für ein Problem er damit in's Leben gerufen hat.

Wie sieht es mit Inhalten aus? In Dresden leben Menschen (na ja, so ein Übergangs­sta­dium vom Sachsen zum Menschen), in der Musik leben Men­schen (zumindest bis Mo­zart), in der Medizinische Informatik - da stimmt etwas nicht, den Punkt sollte man übergehen. An­deres Bei­spiel: Durch Dres­den fließt die Elbe, durch die Mu­sik fließt die Harmonie, durch die Medizinische Informatik fließt - da fließt nichts, da stolpert nur manches so dahin. Noch'n Beispiel: Dresden hat sein 'Blaues Wunder', in der Musik gibt es die Rapsody in blue und in der Medizinische Informatik erlebt man oft sein blaues Wunder (schönes Beispiel - gell?).

Das Gegenteil von Inhalt ist Zugehörigkeit, auch hier gibt es sehr interessante Klas­si­fi­ka­tionsbeispiele. Dresden gehört zu einem Freistaat, Musik macht frei und Medizinische Informatik ist frei von den bei­den anderen Begriffen. Eine andere Zuordnung: Dresden ist eine Stadt, Musik ist eine Walstadt, Medizinische Informatik macht man anstatt - ver­nünftiger Arbeit. Noch mehr gefäl­lig? In Dres­den wird ge­sächselt, in der Musik wird gehächselt, in der Medizinische Informatik wird gehä­chelt - immer hinter her.

Es gibt noch viel bedeutsamere Klassifikationen: Dresden ist eine Ansammlung von Schwarzen und Roten, Musik ist eine Ansammlung von Noten, Medizinische Informatik ist eine Ansammlung von ... (su­chen Sie sich aus was paßt: Chaoten, Idioten, Heloten, etc).

Ein weiteres Beispiel der Klassifizierung: Dresden hat es nö­tig, renoviert zu werden, die Musik hat es nötig (nach Wag­ner), renoviert zu werden, die Medizinische Informatik hat es nötig, renoviert zu werden. Über diese voll übereinstimmende Klassifikation kann man zugegebenermaßen in Bezug auf Dresden villeicht zwei­feln, obwohl Dresden sicher dadurch noch schöner wird.

Es konnte also geszeigt werden, daß das Dreieck Dresden-Mu­sik-Medizinische Informa­tik sowohl aus philo­sophischer als auch aus naturwissen­schaftlich-analytischer Sicht die Berechtigung eines Be­grifssdreiecks hat. Es hat zumindest die gleiche Berechtigung dazu wie das viel be­rühm­tere Dreieck Himmel-Arsch-Zwirn. Dieses Begriffsdreieck ist jeden­falls nicht so gründlich unter­sucht worden und trotzdem weltbekannt. Vielleicht gelingt es Dresden-Musik-Medizinische Informatik auch. Daran laßt uns gemeinsam arbeiten.